Monday 23 November 2009

Die Wurzeln der Kriminalliteratur No. x

Inzwischen habe ich vergessen, wieviele Beiträge ich hier schon zu dem Thema geschrieben habe, ich mag jetzt auch nicht nachforschen.
Ich möchte nur schnell festhalten, daß ich auf eine neue Spur gestoßen bin.
Den Hinweis gab mir Agatha Christie höchstpersönlich.
Nicht, daß ich jetzt auch noch behaupte mediale Fähigkeiten zu haben, nein, ich habe natürlich Frau Christie`s Biografie gelesen.
Dort verrät sie, daß ihr selbst u.a. folgende Bücher zum lesen empfohlen worden sind:
"Das Geheimnis des gelben Zimmers - Le Mystere de la Chambre jaune" von Gaston Leroux
und
"Confessions of an english opium eater" von Thomas de Quincy.

Beide habe ich mir natürlich besorgt, Letzteres hatte ich schon, bevor ich diesen Hinweis las.
Leider ist mein Französisch zu schlecht, um das "gelbe Zimmer" im Original zu lesen, was sehr bedauerlich ist, denn die Diogenes -Ausgabe von 1982, die ich nun besitze, basiert auf einer älteren Übersetzung, die leider Einiges zu wünschen übrig lässt.
Um genau zu sein ist diese Übersetzung für meinen Geschmack zu sehr eingedeutscht.
Wenn Madame, Mademioselle und Monsieur  mit "Frau", "Fräulein" und "Herr" übersetzt werden, anstatt unübersetzt stehen zu bleiben, verfälscht das zu sehr die Stimmung. Mit Mrs. Miss und Mr. im englischen geht es mir genauso. Diese Bezeichnungen kann meiner Meinung nach jeder verstehen, auch wenn er die Sprache ansonsten nicht beherrscht.
Dann ist mir noch aufgefallen, daß die Leute im "gelben Zimmer" andauernd am frühen Nachmittag frühstücken. Ich kenne den Originaltext ja nicht, aber ich kann es mir nur so erklären, daß dem Übersetzer der Unterschied zwischen petit déjeuner und déjeuner entgangen sein muß.
...wie auch immer, die Geschichte vom gelben Zimmer ist vor über 100 Jahren erschienen. Sie gilt als Klassiker der französischen Kriminalliteratur und in der Tat vereint der pfiffige kleine Reporter Rouletabille so manche Eigenschaft die wir vor ihm bei Sherlock Holmes und nach ihm bei Hercule Poirot wiederfinden. Er deduziert und kombiniert und kommt mit Hilfe seines unbeirrbaren Verstandes am Ende auf die einzig richtige Möglichkeit.
Allerdings geht er weniger methodisch vor und ist auch in seinem Wesen etwas impulsiver, als seine beiden Kollegen, was wohl an seiner Jugend liegen mag, denn er ist in diesem seinem ersten Fall noch keine 20 Jahre alt.
"Das Geheimnis des gelben Zimmers" ist, ebenso wie Edgar Allan Poe`s "Doppelmord in der Rue Mourgue" ein klassischer "locked-room-mystery" - Roman.
Somit finden sich hier tatsächlich wichtige Grundelemente des frühen Kriminalromans wieder.

Übrigens dürfte eine andere Geschichte von Gaston Leroux weitaus bekannter sein. Er hat nämlich auch "Das Phantom der Oper" geschrieben.