Tuesday 10 February 2009

Auf den Spuren der Kriminalliteratur - 2 -

Ich war stehen geblieben bei den Eigentümlichkeiten literarischer Kriminologen.
Sherlock Holmes, konsumierte also Morphium und Kokain, was, so steht es hier in den frühen Geschichten ausdrücklich beschrieben wird, denn zu Zeiten ihrer Entstehung , wurden diese Mittel noch nicht als Rauschgifte betrachtet, sondern waren in Apotheken frei verkäuflich.

Was genau in den Originaltexten drinsteht will ich noch nachlesen.
Wie und wann der freie Handel mit Betäubungsmitteln verboten wurde, würde mich auch interessieren.

Wenn, wie es dort steht, Kokain "wegen seiner positiven Wirkung vielfach im Alltag Verwendung fand", dann wird es wohl als eine Art belebendes Tonikum gehandelt worden sein. Es soll auch zur Behandlung der Morphiumsucht eingesetzt worden sein.
Womöglich wurde es benutzt, wie wir heute Kaffe oder Tee trinken, - bis man auf die abhängig - machende und zerstörerische Wirkung aufmerksam wurde.

Übrigens fällt mir da eben ein, daß, -ich habe es irgendwo gehört oder gelesen und leider vergessen wo -, die Vermutung nahe liegt, daß Holmes in seiner berühmten Meerschaumpfeife mehr als nur Tabak geraucht haben könnte. Hier wurde natürlich auf Opium angespielt.

Opiate wie Opium und das daraus isolierte Hauptalkaloid Morphin (Morphium) hatten wiederum als Arzneimittel Tradition. Immerhin ist der Anbau der Stammpflanze Papaver somniferum seit der Jungsteinzeit belegt, sodaß der Schlafmohn zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit gezählt werden darf.

Allen voran galt Laudanum, eine Tinktur aus in Alkohol gelöstem Opium, seit seiner Erfindung durch Paracelsus Ende des 15 Jh. geradezu als wundertätiges Allheilmittel und wurde bedenkenlos sogar Kindern verabreicht.
Das Anfang des 19.Jh. erstmals isolierte Morphium war seinerzeit in der arzneilichen Anwendung als Schmerz- und Schlafmittel verbreitet. Insbesondere Soldaten mit Kriegsverletzungen wurden damit behandelt, was dazu führte, daß Morphiumsucht unter Kriegsveteranen recht verbreitet war.

Demzufolge muß man den Drogenkonsum literarischer Figuren des 19. Jh. in einem anderen gesellschaftlichen und moralischen Zusammenhang betrachten, als wir es heute tun.

Aber um wieder auf mein eigentliches Thema zurück zu kommen, - es ging mir ja um das Finden der Parallelen zwischen Poes Erzählungen und späteren Kriminalgeschichten anderer Autoren.
Wie sieht es nun also bei Poes Dupin mit der Drogensucht aus?

Dupin, ist exzentrisch, -ja.
Er ist menschenscheu, - ja.
Er hat eine besondere Vorliebe für die Dunkelheit, - ja.
Man könnte ihn als seltsam oder gar verrückt bezeichnen, - ja.
Aber Dupin ist mitnichten ein Süchtiger, - jedenfalls nicht imm Sinne von Sucht nach von außen zugeführten Substanzen.

Inwiefern charakterliche Eigentümlichkeiten in psychische Störungen und Abhängigkeiten übergehen, will ich hier nicht weiter diskutieren.
Ich denke aber, daß die Grenzen in diesem Zusammenhang weiter gesteckt sind, als manch einer annimmt.

Und trotzdem habe ich den Verdacht, daß in dieser Beziehung ein Zusammenhang zwischen Auguste Dupin und Sherlock Holmes besteht, und zwar halte ich Poe selbst für das Verbindungsglied.
Poe war nicht nur Alkoholiker, er soll auch zeitweise regelmäßig Opium in Form von Laudanum konsumiert haben.
Das schlägt sich in seinen Werken nieder. In der Erzählung "Ligeia" beispielsweise verbringt der Protagonist viel Zeit in Opiumträumen.
Auch die vielen berühmten Horrorgeschichten, dürften ihre dunkle, alptraumhafte Stimmung nicht ausschließlich dem düster-romantischen Zeitgeist der viktorianischen Ära zu verdanken haben.

Apropos düster-romantischer Zeitgeist:
Wenn ichs mir recht bedenke halte ich es nicht für ausgeschlossen, daß sogar ein grundlegender Zusammenhang zwischen dieser wunderlichen dunklen Stimmung, die ich mit dieser Zeit verbinde und der Verbreitung des Opiumgebrauchs besteht.
Das ist nur so eine Vermutung.

Ich komme darauf, weil ich sowas Ähnliches schonmal bei Rätsch gelesen habe, der der Ansicht ist, daß Kulturen nicht unerheblich von den psychoaktiven Substanzen beeinflußt werden, die jeweils in Gebrauch sind. Er bringt z.B. die farbenfrohen, geradezu psychedelischen Kunstwerke der Huichol - Indianer in Zusammenhang mit Visionen, wie sie durch den Genuß des Peyotekaktus (Lophophora williamsii) ausgelöst werden.



-Fortsetzung folgt-

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